Gerben Wiersma und Valerie Belenki (r.) Bildquelle DTB picture alliance

Cheftrainer-Entscheidungen im DTB

Der Deutsche Turner-Bund hat im Spitzensport die Weichen für den olympischen Zyklus gestellt. Mit zwei aktuellen Cheftrainer-Entscheidungen für das Gerätturnen männlich und weiblich wird den Turnerinnen und Turnern der Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 geebnet.

Der Niederländer Gerben Wiersma wird ab dem 15. Februar 2022 die Frauen des Turn-Team Deutschland betreuen. Der bisherige verantwortliche Trainer der Männer, Valeri Belenki, wird die Turner - nach dem erfolgreichen Olympia-Jahr 2021, in dem er bereits übergangsweise als Olympiatrainer fungierte, dauerhaft und somit bis nach Paris als Cheftrainer führen.

„Wir haben uns nach den Olympischen Spielen in Tokio intensiv mit der aktuellen Situation im Gerätturnen männlich und weiblich sowie mit der wichtigen Personalie der Cheftrainer-Positionen auseinandergesetzt. Das Präsidium des DTB ist zu dem Schluss gekommen, dass wir mit Valeri Belenki bei den Männern und Gerben Wiersma bei den Frauen die aktuell bestmögliche Besetzung für unsere Athlet*innen gefunden haben. Dies gilt sowohl für die sportliche Entwicklung der Teams als auch mit Blick auf den im DTB eingeleiteten Kultur- und Strukturwandel Leistung mit Respekt“, erklärte DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl die Entscheidungen. DTB-Sportdirektor Thomas Gutekunst freut sich, beide Top-Trainer langfristig für den DTB gewonnen zu haben und ergänzt: „2021 war insgesamt ein erfolgreiches Jahr für das Männerteam. Valeri Belenki hat als Olympiatrainer an der Spitze sehr gute Arbeit geleistet, die wir gerne fortsetzen und ausbauen möchten. Die internationale Konkurrenz schläft nicht und wir wollen in den nächsten Monaten alles daransetzen, dass wir auch in Paris 2024 mit dem Team erfolgreich sind und uns im Einzel Medaillenchancen erarbeiten.“ Wichtige Stütze im Team von Cheftrainer Belenki wird weiterhin Christina Zacharias sein, die ihm und dem gesamten Team als Teammanagerin zur Seite steht.  

Der 52-jährige Belenki hat die deutschen Turn-Männer bereits erfolgreich bei den Olympischen Spielen ins Teamfinale geführt und konnte mit Lukas Dauser sogar olympisches Silber feiern. Valeri Belenki sagt: „Ich arbeite gerne mit den Jungs weiter zusammen, denn wir haben bisher schon einiges erreicht. Ich möchte dazu beitragen, dass der erfolgreiche Weg fortgeführt wird.“ Auch Top-Turner Lukas Dauser begrüßt die Fortführung des Engagements des Stuttgarters: „Valeri Belenki hat viele gute Entwicklungen auf den Weg gebracht, daher ist es gut und konsequent, dass wir den Weg mit ihm weiter nach Paris gehen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit“, sagte der Teamkapitän der Männer. 

Zum neuen Cheftrainer des Frauen-Teams erläutert Sportdirektor Gutekunst: „Gerben Wiersma ist ein international erfahrener und anerkannter Top-Trainer. Er hat in den vergangenen zehn Jahren nicht nur sportlich erfolgreiche Arbeit auf Top-Niveau geleistet, sondern sich auch intensiv für einen Kulturwandel im niederländischen Turnen eingesetzt. Von seinen Erfahrungen und den modernen und professionellen Ansätzen erhoffen wir uns in Zusammenarbeit mit den Heimtrainer*innen und der Bundestrainerin Nachwuchs, Claudia Schunk, auch in Deutschland wichtige Impulse.“  

Mit dem Niederländer Wiersma kümmert sich nun der langjährige niederländische Nationaltrainer um das DTB-Frauen-Team. „Ich schätze das DTB-Team als sehr starkes Team mit gutem Potenzial. Gemeinsam möchte ich mit ihnen den Weg zu den Olympischen Spielen in Paris gehen. Auf dem Weg dorthin wollen wir eine sportliche Entwicklung erreichen und Herausforderungen wie die Weltmeisterschaften in Liverpool oder die European Championships in München in diesem Jahr erfolgreich meistern“, sagte Wiersma. Auch die Nationalmannschaftsturnerin Kim Bui begrüßt die Einstellung des neuen Cheftrainers: „Mit Gerben Wiersma ist ein wirklich hochkarätiger Nachfolger für Ulla Koch gefunden worden. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm und sind gespannt, wie er seine Expertise ins Team einbringen, aber auch wie er Leistung mit Respekt umsetzen wird“, erklärte die mit 33 Jahren erfahrenste aktive Turn-Team-Athletin. 

Im Zuge der Turn-Krise in den Niederlanden mit Ermittlungen gegen sämtliche Turn-Trainer*innen im Spitzenbereich war der 44-jährige im Frühjahr 2021 von seinem Amt als Cheftrainer in den Niederlanden zurückgetreten. Der Berufungsausschuss des niederländischen Instituts für Sportrechtsprechung hat im Herbst 2021 festgestellt, dass Wiersma vor seiner Zeit als Cheftrainer in den Jahren 2010/ 11 in begrenzten Fällen gegen die Disziplinarordnung des Verbandes verstoßen hat. Dem liegen wenige Vorfälle aus der Zeit vor seiner Cheftrainer-Tätigkeit aus den Jahren 2010 und 2011 zugrunde, bei denen es zu einem unerwünschten Verhalten im Sinne der Disziplinarordnung gekommen ist. Im Hinblick darauf, dass es sich um keine schwerwiegenden Verstöße handelte, die Sachverhalte lange zurücklagen, es in der Zwischenzeit keine weiteren Vorwürfe gab, im Gegenteil Wiersma einer der Initiatoren des Kulturwandels im niederländischen Turnsport gewesen war und sich offen und selbstkritisch verhielt sowie entschuldigt hat, hat der Berufungsausschuss jedoch von einer Strafe gänzlich abgesehen und ist auch von der Standardregel abgewichen und hat die Kosten des Verfahrens nicht dem Beschuldigten, sondern dem Verband auferlegt. Hintergrund war darüber hinaus, dass sich die Erklärungen der Turnerinnen insbesondere gegen andere Trainer richteten und Gerben Wiersma nur in einem sehr begrenzten Rahmen ein Vorwurf zu machen war. 

Wiersmas offener Umgang mit den Vorwürfen und der Aufarbeitung in Holland und seine teamorientierte, moderne Philosophie haben die DTB-Verantwortlichen überzeugt, dass er eine positive Rolle auch innerhalb des Kulturwandels im deutschen Turnen einnehmen kann. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie herausfordernd und gleichzeitig wichtig der Kulturwandel ist und wie sensibel die Rolle der Trainer*innen hierbei ist. Ich freue mich auf die Arbeit gemeinsam mit den vielen hervorragenden Trainer-Kolleg*innen und den Turnerinnen in Deutschland. Ich möchte gemeinsam mit allen Beteiligten zeigen, dass ein respektvoller Umgang im Hochleistungssport mit jungen Athletinnen nicht nur möglich, sondern absolut notwendig ist und gleichzeitig auch erfolgreich sein kann“, erklärte Gerben Wiersma. 

„Wir wissen um die Umstände im niederländischen Turnen und um die Geschichte von Gerben Wiersma, mit der wir uns intensiv auseinandergesetzt haben. Wir begrüßen den offenen und reflektierten Umgang mit den Missständen im niederländischen Turnen von Gerben Wiersma, der sehr überzeugend hat darlegen können, wie er Leistung mit Respekt im niederländischen Turnen gelebt hat und im deutschen Turnen erzielen möchte. Wir sind fest davon überzeugt, dass uns seine Erfahrung helfen wird, den richtigen, respektvollen Weg einzuschlagen und zugleich international erfolgreich zu sein“, erläuterte Hölzl. 

Valeri Belenki, Mannschafts-Olympiasieger und zweifacher Weltmeister am Pauschenpferd für die GUS-Staaten, hat bereits seit August 2020 die Lehrgangsleitung der Nationalturner übernommen und konnte anschließend für das wichtige Olympiajahr 2021 gewonnen werden. Als langjähriger erfolgreicher Trainer am Stuttgarter KunstTurnForum hat er bereits Marcel Nguyen in die absolute Weltspitze, inklusive zwei Mal Olympia-Silber, geführt.  

Gerben Wiersma hat über acht Jahre erfolgreich als Cheftrainer des Frauen-Nationalteams in den Niederlanden gearbeitet. Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 gelang der Mannschaft der Einzug in das Teamfinale sowie in zwei Mehrkampfinals und als Höhepunkt die Goldmedaillen von Sanne Wevers am Schwebebalken. 

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